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Meine Ausbeute von den Deutschen Meisterschaften der Masters in Freiburg: 6x Gold, 2x Silber und eine Ehrenmedaille von meiner Tochter

Freudentränen – alle sportlichen Wünsche haben sich erfüllt

Auf meiner Anreise nach Freiburg letzten Donnerstagabend habe ich noch gegrübelt. Die letzen Tage liefen nicht so optimal. Dazwischen kam auch der Besuch der Bambi-Verleihung in Baden Baden (die Karten hatte meine Frau gewonnen – sowas muss man einfach mitmachen und es war auch toll). Der Testwettkampf am vorletzten Wochenende in Bad Homburg lief auch enttäuschend (die Zeit war langsamer als erwartet und ich hatte null Wassergefühl). Auf der anderen Seite lagen 10 Monate konsequentes Training hinter mir und die Trainingszeiten haben eine deutliche Entwicklung gezeigt. Eingeschlafen bin ich dann mit dem Gedanken, dass ich dem Prozess des Trainings und der Entwicklung vertrauen muss und Zweifel einen nicht weiterbringen.

Immer wenn ich bei einem Wettkampf erstmalig in die Schwimmhalle komme, dann merke ich, dass mich diese Atmosphäre aufbaut und meine Motivation noch mehr steigt. Die Schwimmhalle in Freiburg war schön hergerichtet und alle gaben sich Mühe, dass optimale Bedingungen herrschen. Oft mache ich dann einfach einen Spaziergang durch die Halle, um alle Ecken kennenzulernen und um mir einen Platz auszusuchen, an dem ich mich die letzten 20 Minuten vor dem Wettkampf aufhalten kann.

Am ersten Tag standen 200m Lagen und 200m Freistil auf dem Programm. Beim Einschwimmen war wie zu erwarten die Hölle los. Aber die letzten 10 Minuten war gut Platz. Ich hab wie immer mein Standardprogramm absolviert. Dabei hab ich mich schnell gefühlt. Über die 200m Lagen konnte ich meine eigene Bestzeit um 0,7 Sekunden auf 2:12,38 verbessern. In Summe habe ich damit den deutschen Rekord innerhalb eines Jahres um mehr als drei Sekunden verbessert.

Über die anschließenden 200m Freistil konnte ich etwas Speed rausnehmen, um Kräfte zu schonen. Die Zeit von 2:00,32 war deshalb trotzdem recht gut. Den Abschluss bildete die 4×50 Kraul MixStaffel. Unsere Staffel konnte den Sieg einfahren.

Der zweite Tag begann mit 100m Lagen. Der deutsche Rekord stand bei 1:00,07. Meine Bestzeit war bis dahin 0,7 Sekunden langsamer. Letztes Jahr wurde ich Zweiter auf dieser Strecke. Mein Gegner ist einen halben Kopf größer als ich und ca. 10 cm breiter als ich (Muskelmasse natürlich). Somit war seit einem Jahr mein Ziel dieses Rennen zu gewinnen und als erster Schwimmer meiner Altersklasse unter einer Minute zu schwimmen. Ich war vor dem Rennen sehr optimistisch. Die ersten 50m liefen vom Gefühl her gut, obwohl mein Kontrahent über eine Länge Vorsprung hatte. Aber das war mir vorher klar und ich wusste, dass ich ihn auf den zweiten 50 bekomme. So war es dann auch. Ich schlug in 59,98 an. Als ich aus dem Wasser kam, schossen mir die Tränen in die Augen. Ich war so glücklich und zufrieden, dass ich weinen musste. Zum Glück hatte ich noch die Schwimmbrille auf. Somit hat das kaum jemand mitbekommen. Diesen Moment erleben zu dürfen, etwas für mich sehr Großes geschafft zu haben, werd ich nicht vergessen.

Am gleichen Tag standen noch 100m Brust, eine Staffel und 50m Freistil auf dem Programm. Die 100m Brust hab ich in 1:08,29 ganz knapp als Zweiter absolviert. Die 4×50 Mix Lagenstaffel haben wir ebenfalls gewonnen. Auf die 50m Freistil hab ich mich sehr gefreut. Als ehemaliger Langstreckler hab ich nie einen Sprint vernünftig hinbekommen. Aber mittlerweile hab ich für mich eine Technik entwickelt, mit der ich nun auch auf kurzen Strecken recht schnell bin. Am Ende wurde ich Zweiter in 24,59. Ich war noch nie in meinem Leben schneller.

Am letzten Tag hatte ich noch 50m Schmetterling und 100m Freistil zu schwimmen. Die 50m Schmett waren nicht optimal. Es wurde Platz 4 in 27,67. Aber gedanklich war ich bereits bei den 100m Freistil. Auch hier wollte ich unbedingt gewinnen. Ich wusste, dass man für einen Sieg mindestens 54 Sekunden schwimmen muss. Aber ich hab auch gewusst, dass ich das drauf habe. Die ersten 50 liefen sehr gut. Ich war nur eine halbe Länge hinter dem Favoriten. Da war mir klar ich packe das und das hat noch mal Zusatzkräfte freigesetzt. In für mich unglaublichen 53,21 hab ich angeschlagen. Was für ein Ergebnis. Nie hätte ich geglaubt, so schnell schwimmen zu können. Wenn ich den Start wegrechne, dann bin ich beide 50er fast gleich schnell geschwommen. Das sagt viel über mein Training aus.

Wie kann ich diese drei Tage rückblickend zusammenfassen? Ich denke es gibt für mich einige Dinge, die ich gelernt habe und die mich weiterbringen.

  1. Stelle dir herausfordernde Ziele, auch wenn sie auf den ersten Blick unwahrscheinlich erscheinen. Zerlege das Ziel in kleine Teile und messe dich täglich im Training daran
  2. Glaub an deine Ziele und arbeite hart und konsequent daran
  3. Erkläre Deine Ziele Deinen Vertrauten
  4. Zweifel nicht wenn etwas nicht optimal läuft – vertraue dem Entwicklungsprozess
  5. Sieht der Gegner noch so übermächtig aus, lass dich nicht einschüchtern 
  6. Lass die Personen, die dich unterstützen und die an dich glauben, teilhaben am Training und an den Erfolgen
  7. Wenn es drauf ankommt, spule deine Startroutine ab und glaub daran, dass du gut vorbereitet bist

Auf dem Bild sieht man alle meine Medaillen von diesem Wochenende. Die schönste Medaille hat mir meine Tochter geschenkt – Mein Held. Schon wieder hatte ich Pipi in den Augen.

Zuletzt möchte ich erwähnen, dass es im letzten Wettkampf der Veranstaltung einen medizinischen Notfall gab. Ich war zufällig in der Nähe und hab mitgeholfen, die Person aus dem Wasser zu ziehen. Die Veranstaltung wurde daraufhin abgebrochen. Wir wissen nicht wie es der Person geht. Aber auch das zeigt, wie kostbar das Leben doch ist und das man seine Zeit für Dinge verwenden sollte, für die man brennt.

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Lukas Kluba

    Herzliche Glückwünsche zu dieser monströsen Meisterleistung! Die Anstrengung in den letzten Monaten hat sich gelohnt und ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg auf Deinem Weg!

  2. Susan

    Toll geschrieben! Herzlichen Glückwunsch nochmal! 😊 Ich freue mich, dass du das erreicht hast, was du dir vorgenommen hast. Das motiviert mich direkt mit. 😊 Ich bin stolz, dieses besondere Lagenrennen live gesehen zu haben. Wir haben am Beckenrand so mitgefiebert. Ich hatte Gänsehaut. Vielen Dank und weiter so 👍🏻!

  3. Norbert Gruner

    Mega Leistung, Großer! Hut ab!!!

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